Wie Du Vertrauen wiederfindest

Berliner Mauer
Foto: Claudio Schwarz, unsplash.com

"Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten" - Ein Rätsel ist es bis heute, warum Walter Ulbricht, Staats- und Parteichef der DDR, dies am 15. Juni 1961 sagte. Zwei Monate, bevor die Berliner Mauer fertig gebaut war.

 

Viele "Boomer", die mit diesen Bildern aufgewachsen sind, fühlen sich heute, zu Corona-Zeiten 2020/21 immer mal wieder an diesen Teil unserer Geschichte und diese scheinbare "Lüge" erinnert.

 

Mal waren es 2020 die Einreiseverbote in bestimmte Nachbarländer oder gar Bundesländer, die wie das schnelle Hochziehen einer Mauer wirkten. Mal waren es die Ankündigungen im Frühjahr 2021, keine "Privilegien für Geimpfte" zu gewähren (mit einer Stellungnahme des Ethikrates), die später im Jahr dann doch eingeführt wurden, oder viele andere Anlässe, bei denen angeblich "Vertrauen verspielt" wurde.

 

Alle diese Anlässe, die hier nicht weiter bewerten werde, sind Möglichkeiten, sich mit dem Thema "Vertrauen" zu beschäftigen. Manche Klient:innen in Paarbeziehungen oder auch in Arbeitsbeziehungen sehen sich in ihrem Vertrauen erschüttert, manchmal gar "betrogen".

 

Wie lässt sich verloren gegangenes Vertrauen wiederfinden? Ist es durch böswillige Versprechungen, durch Feigheit vor der Wahrheit, durch Angst, durch Sinneswandel im Zuge neuer Erkenntnisse oder durch unerfüllte Hoffnung beschädigt worden?

 

Im Buch "Im Grunde gut" von Rutger Bregman habe ich ein paar für mich wohltuende und erfreuliche Beispiele für ein positives Menschen- und Weltbild gefunden. Rutger Bregman weist anhand vieler konkreter Quellen nach, warum "der Mensch im Grunde gut" ist. Und vor allem auch, warum "gute Menschen Böses tun".

 

Ein einfaches Beispiel: In einem Fußball-Lokalderby (Schalke/Dortmund, Hannover/Braunschweig usw.) sind die Fans, vor allem die Ultras, der beiden Vereine in tiefer Verachtung bis hin zu glühendem Hass aufeinander. Bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Wenn aber in einem Nationalspiel Deutschland gegen Frankreich spielt, kann es sein, dass sich die gleichen Fans beim Public Viewing selig als "Deutsche Fans" in den Armen liegen. Vielleicht.

 

Es zeigt sich bei genauerer Beschäftigung mit diesen Themen, dass "gut" und "böse" eher subjektive Bewertungen innerhalb einer Gruppe sind. Oder kennst Du einen universellen Maßstab für diese Begriffe? Evolutionsbiologisch betrachtet: Ist ein Tier böse, weil es ein anderes Tier tötet? Wann darf der Mensch töten oder nur Gewalt anwenden?

 

Abgesehen von dieses Grundlagenfragen hilft es vielen Menschen einzugestehen, dass "fast jeder Mensch es zu fast jeder Zeit so gut macht wie er/sie kann". Das gilt wohl zumindest für die meisten Konflikte im Alltag und die „menschlichen Schwächen“.


Was ist nun also mit dem Vertrauen? Ich habe mal irgendwo gelesen: "Wer nicht enttäuscht wird, sollte sich überlegen, ob er/sie genug vertraut". Andere sprechen von Ent-Täuschung als Korrektur einer vorangegangenen Selbst-Täuschung. Und was ist mit Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, dem Selbst-Vertrauen?
 
Ohne Zweifel gibt es nach außen hin so etwas wie einen "Vertrauensvorschuss" und wir können fast gar nicht existieren, wenn wir bestimmten Dingen nicht einfach vertrauen - wie z.B. dass immer sauberes Trinkwasser aus dem Wasserhahn kommt. Wir säßen in einem Gefängnis des Misstrauens, wenn wir dieses Vertrauen nicht hätten. Auch das fehlende Selbstvertrauen führt dazu, dass wir unsere Möglichkeiten nicht nutzen.
 
Was nun also tun, wenn wir eine unangenehme Erfahrung gemacht haben, in der wir unser „Vertrauen verloren“ haben? Was, wenn – in einer Beziehung – unser Partner uns „betrügt“ oder wenn uns – auf dem Feld des Selbstvertrauens – ein Wagnis nicht so gelungen ist wie erwartet?
 
Ist es hilfreich „nie wieder zu vertrauen“ oder „nie wieder etwas zu wagen“? So sehr manche „Kränkung“ oder „Niederlage“ schmerzt: Wie hilfreich ist es, an diesem Schmerz festzuhalten? Wie sehr zerfrisst Misstrauen Deine Beziehung? Wie kann Heilung geschehen? Noch besser: Wie kannst Du Deine Zukunft gut gestalten?


Tatsächlich sind dies wichtige Fragen, die Du für Dich selbst klären musst. Wenn Du das nicht alleine schaffst, hol Dir Unterstützung, z.B. von einem Freund/einer Freundin.
 
Frag Dich auch: Wer hat Verantwortung für meine Empfindungen? Gebe ich Verantwortung ab? Wie übernehme ich die Verantwortung wieder? Merke ich, dass ich anfange zu kontrollieren?
 
Ein heterosexuelles Musterbeispiel, das so in Varianten immer wieder vorkommt:

Anna und Tim sind seit vielen Jahren ein Paar. Anna würde Tim gern heiraten und Kinder bekommen. Tim ist sich unsicher, ob er das kann oder ob Anna „die Richtige“ ist. Anna trägt aber auch seit wenigen Jahren ein Geheimnis mit sich herum, das sie bedrückt. Damals hatte sie auf einem Klassentreffen eine alte Jugendliebe wiedergetroffen. Das Wiedersehen war sehr prickelnd, aber es ist bei einem flüchtigen „Knutscher“ und einer innigen Umarmung geblieben. Gefolgt von einigen leidenschaftlichen Textnachrichten der Jugendliebe. Tim hat davon heimlich etwas mitbekommen, weil er Annas Handy kontrolliert hat. Anna fühlt nun eine „Schuld“ Tim gegenüber, weil sie ihre Gefühle nicht offenlegen konnte und Tim ist misstrauisch, weil er nicht weiß, welche Sehnsüchte Anna noch hat. Beide scheuen das Gespräch. Schuld und Misstrauen stehen unausgesprochen wie „schwarze Elefanten“ im Raum, an denen beide krampfhaft vorbeischauen.
 
In der gemeinsamen Arbeit zeigt sich oft, dass die Kommunikation zwischen beiden Partnern gestört ist und es sehr hilfreich ist, wenn beide einen strukturierten, geschützten Raum finden, in dem sie sich einander öffnen können.
 
Bedürfnisse werden besser und ehrlich geäußert. Verantwortungsübernahme, Einsicht, Umkehr und Vergebung finden so leichter Raum. Und damit entsteht auch Platz für neuen Vertrauensvorschuss. Mit viel Geduld, neuen Vereinbarungen und der Annahme der Herausforderung durch das Paar, an diesen Themen zu wachsen, können beide an dem gemeinsamen Gebäude „Beziehung“ weiterarbeiten.
 
Sogar Seitensprünge sind so zu integrieren. Ganz klar verkomplizieren sie zunächst das Miteinander, zeigen aber auch ganz klar, wo Bedürfnisse innerhalb der bisherigen Zweierbeziehung nicht gestillt wurden.
 
Du kannst jetzt den ersten Schritt in dieses bessere, selbst gestaltete, vertrauensvolle Leben machen. Ruf mich gern an, wenn Du dazu mehr wissen möchtest: 01523 824 5200

Herzliche Grüße,

Mario Hauff